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CorA-Kids – Auswirkungen der Corona-Pandemie auf exekutive Funktionen und sozial-emotionale Kompetenzen von Kindergartenkindern

Projektteam und Kooperationspartner
ZNL: Dr. Petra Arndt, Anna Stegmüller, Laura Walk
Kooperationspartner: Baden-Württemberg Stiftung

Laufzeit
September 2021 bis Mai 2022

Kontakt

Anna Stegmüller
0731 / 500 – 62033
anna.stegmueller (at) znl-ulm.de

Laura Walk
0731 / 500 – 62006
laura.walk (at) znl-ulm.de

Das Projekt wurde von der Baden-Württemberg Stiftung finanziell unterstützt.

Das Forschungsprojekt CorA-Kids hat das Ziel festzustellen, in welchem Umfang und in welchen Unterbereichen die altersgemäße Entwicklung von sozial-emotionalen Kompetenzen und den diesen zugrunde liegenden exekutiven Funktionen aktuell sowie durch die Corona-Pandemie beeinträchtigt wurde.

Die Entwicklung der exekutiven Funktionen ist von außerordentlicher Relevanz, da sie sowohl die Basis für angemessenes Sozialverhalten und ein gelingendes soziales Miteinander darstellen als auch eine zentrale Grundlage für Lernprozesse, die kognitive Entwicklung und den späteren Lebenserfolg bilden.

Wissen über aktuelle Entwicklungsstände bzw. Beeinträchtigungen durch die Corona-Pandemie wird dringend benötigt, um datenbasiert Empfehlungen und zielführende Unterstützungsmaßnahmen ableiten zu können, die auf die spezifischen Bedürfnisse der Kinder sowie die Bedarfe der betreuenden Einrichtungen abgestimmt sind.

Denn dass hier großer Handlungsbedarf besteht, bestätigen Beobachtungen pädagogischer Fachkräfte, welche von Auswirkungen pandemiebedingter Maßnahmen bei den Kindern berichten: Insbesondere sozial-emotionale Kompetenzen und die Selbstregulation seien beeinträchtigt. Die Kinder zeigten u. a. Probleme, sich nach den Lockdown-Phasen wieder in den Kita-Alltag einzufinden und sich im Kontakt in andere hineinzuversetzen. Sie haben Schwierigkeiten, Konflikte selbstständig zu lösen und zeigen weniger kooperatives Verhalten im Spiel.

Bislang fehlten belastbare Daten für das Kindergartenalter, weshalb CorA-Kids ins Leben gerufen wurde. Folgende Fragestellungen stehen im Vordergrund des Projekts:

  1. Wie sind die exekutiven Funktionen und die sozial-emotionalen Kompetenzen von Kindergartenkindern aktuell ausgeprägt? Gibt es Beeinträchtigungen und wenn ja, in welchen Bereichen?
  2. Welche Veränderungen im Verhalten von Kindern haben pädagogische Fachkräfte und Eltern aufgrund der „Corona-Situation“ beobachtet?
  3. Welche Empfehlungen und Unterstützungsangebote können den Kitas auf der Grundlage der Ergebnisse gemacht werden?

Um herauszufinden, wie es um die aktuelle Entwicklung der Kinder steht, wurden im Rahmen von CorA-Kids Daten im Herbst 2021 während der Corona_Pandemie neu erhoben und diese mit bereits vorliegenden Daten aus dem Jahr 2014 verglichen. Dafür wurden zum einen Eltern und pädagogische Fachkräfte befragt, zum anderen wurden mit den am Projekt teilnehmenden Kindern spielerische Tests in den Kitas durchgeführt. Insgesamt haben 16 Kitas und 265 Kinder aus Baden-Württemberg im Alter von 3,5 bis 6 Jahren an CorA-Kids teilgenommen.

Die vorliegenden Ergebnisse der CorA-Kids-Studie weisen auf besorgniserregende Entwicklungen im Bereich der exekutiven Funktionen hin. Die teilnehmende Kindergartenkinder verfügen im Durchschnitt aktuell über weniger gut entwickelte exekutive Funktionen als Kinder im selben Alter vor einigen Jahren (Vergleichsdaten aus 2014). Sie konnten sich z.B. weniger Sequenzen beim Nachtippen von Holzklötzchen in einer bestimmten Reihenfolge merken. Auch fiel es ihnen beispielsweise schwerer, sich beim Bauen eines Turms beim Legen eines Bausteins mit dem Spielpartner abzuwechseln. Auch die Fähigkeit, sich bei einer Geschichte in eine andere Person hineinzuversetzen, war weniger gut ausgebildet. Diese Ergebnisse bilden wahrscheinlich gleichzeitig die längerfristigen gesellschaftlichen Veränderungen über diese Zeitspanne sowie die kurzfristigen Auswirkungen der Pandemie ab.

Eltern und Fachkräfte berichten außerdem v.a. von Defiziten der Kinder im sozialen Miteinander (Konfliktfähigkeit, Kompromissbereitschaft, Frustrationstoleranz, weniger Interaktion), einer schlechteren Impulskontrolle und Emotionsregulation sowie von verstärktem Ich-Bezug und einer Fokussierung auf Erwachsene (Egoismus, weniger Selbständigkeit). Die befragten Eltern berichten außerdem von einer Abnahme an körperlicher Aktivität und einem vermehrten Umgang mit Medien im Zusammenhang mit der Pandemie.

Noch sind die (längerfristigen) Auswirkungen der Pandemie hinsichtlich der Entwicklung der Kinder nicht vollständig absehbar und langfristige Folgen werden sich erst im Laufe der Jahre durch umfassende Forschungen untersuchen lassen. Doch es zeichnet sich jetzt schon ab: Corona hat Auswirkungen nicht nur auf die akute Situation und das aktuelle Wohlbefinden von Kindern und Jugendlichen, sondern auch auf die weitere kindliche Entwicklung.

Die Vorstellung der Projektergebnisse erfolgte in einem Vortrag (PDF) im Rahmen des Online-Symposium „Gemeinsam Kinder Stärken“ im April 2022.

Die Ergebnisse haben wir für pädagogische Fachkräfte, Eltern und Interessierte in einem Ergebnisfilm anschaulich aufbereitet.


Veröffentlichungen

Stegmüller, A., Walk, L., & Arndt, P. A. (2023). CorA-Kids: Auswirkungen der Corona-Pandemie auf exekutive Funktionen bei Kindergartenkindern. Presentation at the PAEPS 2023, Tagung der Fachgruppe Pädagogische Psychologie Kiel.

Arndt, P. A., Stegmüller, A., & Walk, L. (2023). Auswirkungen der Corona-Pandemie auf die sozial-emotionale Entwicklung im Kindergartenalter: Ergebnisse der CorA-Kids-Studie. Poster presented at the 25. Fachgruppentagung Entwicklungspsychologie, Berlin.