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Aktive Kinder
Der Alltag von Kindern unter 6 Jahren

Laufzeit
November 2013 bis August 2018

Kooperationspartner
Baden-Württemberg Stiftung

Kontakt

Dr. Petra Arndt
0731 / 500 62000
petra.arndt (at) znl-ulm.de

Medien wie dem Fernseher, Smartphones, Spielekonsolen sowie Computer- und Onlinespielen kommt in der Freizeitgestaltung von Kindern eine immer größere Bedeutung zu. Als wichtigste Sozialisationsinstanz spielt die Familie für den Medienumgang von Kindern eine zentrale Rolle. Insbesondere Eltern fungieren als Vorbilder, die das Verhalten ihrer Kinder prägen. Die Themen Freizeitgestaltung und Mediennutzung bei Kindern unter sechs Jahren näher zu beleuchten, war Ziel des Projekts „Aktive Kinder“. Hierfür wurde in der ersten Projektphase eine Elternbefragung durchgeführt. In der sich anschließenden Interventionsstudie sollten Eltern von 2 – 4-Jährigen darin gestärkt werden, den Alltag ihrer Kinder aktiv zu gestalten. Im Rahmen der Evaluation wurde die Entwicklung der Kinder, u.a. im sprachlichen und sozial-emotionalen Bereich erfasst.


Projektphase 1
In Projektphase 1 (2013 – 2014) wurde untersucht, womit Kinder unter sechs Jahren ihren Alltag verbringen. Im Zeitraum Mai bis August 2014 wurden Familien mit Kindern unter sechs Jahren über das Projekt informiert und um Teilnahme an einer Befragung gebeten. Anhand eines Fragebogens wurden Eltern und Erziehungsberechtigte zu Tätigkeiten ihres Kindes befragt (z.B. Bücher anschauen, spielen, mit Freunden zusammen sein, fernsehen). Auch die Medienausstattung im Haushalt, die Mediennutzung der Eltern, Familienregeln und die Zufriedenheit der Eltern mit der Mediennutzung des Kindes wurden erhoben.

1.086 Eltern und Erziehungsberechtigte haben an der Befragung teilgenommen. Wir danken allen Teilnehmern für ihre Unterstützung! Unter ihnen wurde ein Wertgutschein verlost.
Im Folgenden werden erste Ergebnisse der Elternbefragung vorgestellt.

Ergebnisse der Elternbefragung

Die Kinder, deren Daten in der Studie erfasst wurden, sind zu 39% unter drei Jahre und zu 61% zwischen drei und sechs Jahre alt. Die Geschlechterverteilung ist ausgewogen (52% Mädchen, 48% Jungen). Knapp die Hälfte der Kinder (45%) hat ältere Geschwister. Die Mehrheit der Kinder (92%) lebt in einem Haushalt mit zwei Erwachsenen. Unter der Woche ist in 75% der Familien während der Familienbetreuung ein Erwachsener anwesend. Am Wochenende sind in 91% der Familien zwei oder mehr Erwachsene zu Hause. 71% der Kinder werden mindestens 16 Stunden in der Woche fremdbetreut (0-3 Jahre: 44%, 3-6 Jahre: 88%).

Womit beschäftigen sich Kinder unter sechs Jahren in ihrem Alltag außerhalb von Fremdbetreuung?
Laut unserer Umfrage verbringt ein Kind unter sechs Jahren außerhalb von Fremdbetreuung die meiste Zeit des Tages mit Spielen. Auf dem zweiten Rang folgen bei den Drei- bis Sechsjährigen Treffen mit Freunden. Bei den Unterdreijährigen dominiert hier noch der Mittagsschlaf. Das Zubereiten und Einnehmen gemeinsamer Mahlzeiten nimmt bei beiden Gruppen gleich viel Zeit am Tag ein. Während Kinder über drei Jahre sich etwas länger mit Büchern und Basteln beschäftigen, sind Kinder unter drei Jahren mehr beim Einkaufen dabei. Musikalische Betätigungen wie z.B. singen und sich ausruhen (ohne Mittagsschlaf) nehmen nur wenig Zeit in Anspruch.

Welche Bildschirmmedien werden von Kindern unter sechs Jahren genutzt?
in Fernsehgerät gibt es in fast allen Familien (90%). 64% der Kinder dürfen unter Aufsicht fernschauen. Computer sind ebenfalls in fast allen Familien vorhanden (95%) und dürfen von 25% der Kinder unter Aufsicht genutzt werden. Smartphones sind zu 88% verfügbar. 33% der Kinder benutzen diese unter Aufsicht. Tablet-PCs sind mit 62% seltener vorhanden und 29% der Kinder dürfen unter Aufsicht davon Gebrauch machen.

Wie viel Zeit verbringen Kinder unter sechs Jahren mit Bildschirmmedien?
Die Zeit, die Kinder mit Bildschirmmedien verbringen, steigt mit zunehmendem Alter. Die Hälfte der Kinder unter 2 Jahren nutzt noch keine Bildschirmmedien. Die Hälfte der 2- und 3-Jährigen beschäftigt sich unter der Woche mehr als 20 Minuten, die Hälfte der 4-Jährigen mehr als 30 Minuten pro Tag mit Bildschirmmedien. Zudem verdoppelt sich ab 3 Jahren die Nutzungsdauer am Wochenende im Vergleich zur Nutzungsdauer unter der Woche. Das Maximum der täglichen Mediennutzungsdauer findet sich bei den 5-Jährigen. Die Hälfte der Kinder in diesem Alter verbringt unter der Woche 40 Minuten pro Tag mit Bildschirmmedien, am Wochenende mehr als 70 Minuten.

In welchen Situationen nutzen Kinder unter sechs Jahren Bildschirmmedien?
In zwei von drei Familien wird der Fernseher für bestimmte Sendungen eingeschaltet. Bei 44% der Familien läuft der Fernseher gewohnheitsmäßig zu bestimmten Tageszeiten. Kinder nutzen Bildschirmmedien vor allem bei schlechtem Wetter (50%) und wenn die erwachsenen Personen beschäftigt sind (36%). Ein Viertel der Kinder (24%) nutzt die Medien aus Gewohnheit.

Welche Regeln gibt es im Umgang mit Bildschirmmedien?
Eine große Mehrheit (91%) der Befragten gibt an, dass beim Fernsehen feste Vereinbarungen bezüglich der Inhalte bestehen. 82% der Kinder, die entsprechende Regeln befolgen sollen, halten diese auch ein. 88% der Befragten berichten von Regeln bezüglich der Dauer der Fernsehnutzung. Diese werden von der Hälfte der Kinder befolgt. Ähnlich hoch fallen die Werte beim Einhalten von Regeln hinsichtlich PC-Spielen, Internet und Tablet aus.

Projektphase 2
In Projektphase 2 (2015 – 2016) hat das ZNL mit Unterstützung der Baden-Württemberg Stiftung Krippen und Kindertageseinrichtungen kostenfrei ein spezielles Elternprogramm angeboten. 33 Einrichtungen in verschiedenen Regionen Baden-Württembergs haben daran teilgenommen.

Worum geht es in dem Programm?
Das Programm soll Eltern von Kindern im Alter zwischen 1 und 3 Jahren bei einer aktiven Alltags- und Freizeitgestaltung mit ihrem Kind unterstützen. Neben der kindlichen Entwicklung und dem Einfluss von Spiel, Bewegung und Sprache auf die Entwicklung möchten wir im Rahmen des Programms auch das Thema Bildschirmmediennutzung aufgreifen. Bildschirmmedien spielen im Alltag von Kindern zunehmend eine Rolle. Bereits kleine Kinder kommen an verschiedenen Stellen mit Smartphones, Fernseher oder Computer in Berührung und interessieren sich dafür. Wie gehen Eltern damit um und wie beeinflussen Bildschirmmedien die familiäre Alltags- und Freizeitgestaltung? Darüber wollen wir mit Eltern ins Gespräch kommen.

Wie läuft das Programm ab?
Interessierte Eltern werden zu fünf Zeitpunkten zu verschiedenen Themen rund um die kindliche Entwicklung informiert. Dies findet im Rahmen einer interaktiven Elternabendreihe statt.
Bei den Elternabenden (Dauer ca. 1,5 Stunden) erhalten Eltern Informationen über die Entwicklung von Kindern und den Einfluss, den verschiedene Arten der Alltags- und Freizeitgestaltung auf die kindliche Entwicklung haben. Teilnehmende Eltern haben Gelegenheit, sich untereinander auszutauschen und erhalten vielfältige Hinweise und Materialen, die eine aktive Alltags- und Freizeitgestaltung unterstützen sollen. Durchgeführt werden die Elternabende von einer Expertin/einem Experten des ZNL. Ressourcenbedingt wird die Elternabendreihe nur in einer begrenzten Anzahl von Einrichtungen umgesetzt.
Um herauszufinden, inwiefern Eltern und Kinder von dem Programm profitieren, werden vor dem Programmstart und nach Programmende verschiedene Erhebungen durchgeführt.

Projektphase 3
Im Frühjahr 2018 führte das ZNL im Auftrag der Baden-Württemberg Stiftung ein kostenloses Fortbildungsangebot zum Thema „Kleinkinder und Bildschirmmedien“ durch. Die Hauptzielgruppe des Angebots waren Fachberatungen und Leitungen von Kindertageseinrichtungen.

Zum Hintergrund:
Die Notwendigkeit und Sinnhaftigkeit der Bildschirmmediennutzung durch Kleinkinder wird kontrovers diskutiert. Auch weil bisher nur wenig wissenschaftliche Erkenntnisse zu Auswirkungen eines frühen Bildschirmmedienkonsums vorliegen, suchen Eltern nach Orientierung und Unterstützung.

Pädagogische Fachkräfte sind als kompetente Ansprechpartner für Eltern gefordert und sehen sich in diesem Zusammenhang verschiedenen Herausforderungen gegenüber. Für diese Herausforderungen benötigen sie Unterstützung in Form von Informationen, Beratung und Austausch. Fachberatungen stellen einen wichtigen Bestandteil des Unterstützungssystems von Krippen und Kindertageseinrichtungen dar. Durch deren Fortbildung soll möglichst vielen Einrichtungen und Fachkräften eine themenspezifische Unterstützung und Beratung zugänglich gemacht werden.

Schwerpunktthemen der Fortbildung waren u.a. der aktuelle Forschungsstand zum Bildschirmmedienkonsum von Kleinkindern und dessen Einfluss auf die kindliche Entwicklung und der Umgang mit Bildschirmmedien in Familie. Ein weiterer Bestandteil waren die Einführung in Praxismaterialien für Krippen und Kindertageseinrichtungen zur Unterstützung der Elternarbeit und des Austauschs im Team. Die Praxismaterialien basieren auf Erkenntnissen aus dem neu entwickelten und evaluierten Elternprogramm „Aktive Kinder“.

Wissenschaftlicher Beirat
Das Projektteam wurde durch einen Wissenschaftlichen Beirat beraten und begleitet. Mitglieder des Beirats waren:

  • Frau Rosemarie Daumüller, Geschäftsführerin Landesfamilienbeirat Baden-Württemberg
  • Frau Prof. Dr. Petra Grimm, Hochschule der Medien (HdM)
  • Herr Dezernent Roland Kaiser, Kommunalverband für Jugend und Soziales Baden-Württemberg
  • Frau Iris Krämer, Vorstandsvorsitzende Deutscher Kinderschutzbund Landesverband Baden-Württemberg
  • Herr PD Dr. Thomas Mößle, stellv. Direktor Kriminologisches Forschungsinstitut Niedersachsen e.V.
  • Frau Elke Sauerteig, Geschäftsführerin Aktion Jugendschutz Landesarbeitsstelle Baden-Württemberg
  • Herr Prof. Dr. Daniel Süss, ZHAW – Departement Angewandte Psychologie

  • Veröffentlichungen

    Sturmhöfel, N., Otto, M., & Arndt, P. A. (2018, August). Free time and screen time: Effects of an intervention program to support parents creating an active childhood 28th EECERA annual conference (EECERA), Budapest, Hungary.

    Sturmhöfel, N., Otto, M., & Fäsche, A. (2017). „Aktive Kinder“ – Der Umgang mit und Einfluss von Bildschirmmedien im Kleinkindalter. Kita Aktuell spezial, 18(5), 185-191.

    Sturmhöfel, N., Fäsche, A., Otto, M., & Arndt, P. A. (2017, August). How does screen media use influence toddlers´ social-emotional development? Poster presented at the 2nd Lancaster International Conference on Infant and Early Child Development, Lancaster, UK.

    Sturmhöfel, N., Otto, M., & Fäsche, A. (2017, August). Media Consumption of toddlers. Poster presented at the 27th EECERA annual conference (EECERA), Bologna, Italy.

    Schuler, S., Sturmhöfel, N., Otto, M., & Hille, K. (2015, September). Screen media use in early childhood. Poster presented at the 25th EECERA annual conference (EECERA), Barcelona, Spain.